Dieser Redebeitrag wurde am 2. Dezember 2017 vor der US Botschaft in Berlin gehalten. 120 Menschen nahmen an der Kundgebung teil.
Freiheit für Mumia Abu-Jamal – Freiheit für Alle!
In wenigen Minuten den Menschen Mumia Abu-Jamal und die politische Repression zu beschreiben, die ihn seit 1981 in Haft hält, ist kaum möglich. Der 1954 gebohrene afromamerikanische Journalist war in seiner Jugend Mitbegründer der Black Panther Party in der Ostküstenmetropole Philadelphia. Seit dieser Zeit ist er aktiv in den sozialen Kämpfen der Communities of Color und darüber hinaus in den USA involviert.
In besonderen Fokus der Polizei seiner Geburtstadt geriet er Ende der 1970er, als er die damals wie heute grassierende und tödliche Polizeigewalt landesweit im National Public Radio (NPR) thematisierte. Er ruinierte dadurch einige Karrieren von Richtern und Polizisten und sah sich im Jahr vor seiner Verhaftung schweren Bedrohungen aus der Politik ausgesetzt. Seine Festnahme 1981 erfolgte, als er seinem Bruder zur Hilfe kam, der von einem Polizisten den Schädel eingeschlagen bekam. Der Polizist schoss Mumia durch die Lungen und wurde anschliessend selbst von einer weiteren Person erschossen. Obwohl dies den ermittelnden Polizisten bereits am Tatort bekannt war, schoben sie dem kritischen Journalisten Mumia Abu-Jamal den Tod des Polizisten in die Schuhe. Sein Verfahren war eine Farce. Gefällschte Beweise, erzwungene Lügen im Zeugenstand, unterschlagende Indizien, die in eine andere Richtung deuteten, sicherten das Todesurteil gegen Mumia 1982 ab.
Sofort entwickelte sich eine zunächst lokale, später aber viele Länder umspannende Solidaritätsbewegung, die sich gegen die Hinrichtung und für die Freilassung des Journalisten einsetzte. Kreativität legten sowohl Staatsanwaltschaften als auch Richter*innen durch alle Berufungsinstanzen an den Tag. Trotz inzwischen weltweiten Drucks dauerte es bis Ende 2011, bevor das Todesurteil endlich zurück genommen werden musste und Mumia aus der Isolationshaft in wesentlich bessere Haftbedimngungen verlegt wurde.
Kurz darauf erkrankte der inzwischen über 60-jährige an Hepatitis-C. Ähnlich wie allen anderen Gefangenen zuvor verweigerten ihm die Gefängnisbehörde Pennsylvanias eine Behandlung. Mehr als 1,5 Jahre andauernde Proteste und zahlreiche Aktionen führten im Frühjahr 2017 dazu, dass er und Hunderte anderer Gefangener im Bundesstaat behandelt wurden. Manche der hier Anwesenden erinnern sich bestimmt noch gut an diese Phase – wir haben zusammen mit anderen in verschiedenen Ländern alles gegeben.
UND: Mumia ist inzwischen erfolgreich von der Hepatitis-C geheilt.
Derzeit gibt es auch Bewegung bei den Bemühungen, sein Verfahren neu zu eröffnen und frei zu kommen. Im April 2017 gestand ein Gericht in Philadelphia eine Verhandlung zu, die prüfen soll, ob es einen illegitimen Interessenskonflikt darstellt, wenn der an der Verurteilung beteiligte Staatsanwalt nur wenige Jahre später als Berufungsrichter eine Revision des gleichen Falls ablehnt. JA – ihr habt das richtig verstanden. Der frühere Bezirksstaatsanwalt Ron Castille, Kandidat der extrem rechten Fraternal Order of Police hat genau das in Mumias Verfahren getan. Und nicht nur bei ihm. Das höchste US Gericht hat bereits 10 Urteile aufgehoben, an denen Castille in doppelter Funktion beteiligt war.
Wir alle wissen aber auch, dass Mumias Verfahren immer ein politisches war und bis heute ist. Wenn sie nach 36 Haft zugeben müssten, dass Mumia bis heute zu Unrecht im Knast sitzt, würde das noch viel mehr Karrieren als die des ohnehin bereits pensionierten Castilles beeinträchtigen. Zurzeit erhält Mumias Verteidigung keine Einblicke in die staatsanwaltlichen Akten, die so wichtig bei der Feststellung des auch in den USA illegalen Handelns sind.
Und da kommen wir alle – wie immer in Fällen staatlicher Repression – ins Spiel. Am vergangene Dienstag konnten wir nicht weit von hier die beiden Black Panthers Albert Woodfox und Robert King, bekannt auch als die Überlebenden der Angola 3, in Berlin begrüßen. Sie haben Jahrzehnte der Isolationshaft überlebt, Albert sogar über 40 Jahre. Sie redeten über ihren Mitgefangenen Kenny Zulu Whitmore, über Leonard Peltier, über Mumia Abu-Jamal. Sie sagten, dass wir nie aufhören dürfen, das Wissen um die kämpfenden Gefangenen laut und deutlich zu sagen. Die Gefangenen überleben – wie im Fall von Mumia bereits mehrfach bewiesen wurden – nicht durch Gesetze sondern durch die anhaltende öffentliche Forderung nach ihrer Freilassung!
Brick By Brick – Wall By Wall – Free Mumia – Free Them ALL!
Wir werden gleich Flyer und Postkarten verteilen, damit ihr Mumia Abu-Jamal in den Knast schreiben könnt. Schreibt gleich hier oder nehmt sie mit und schickt sie später ab. Jeder Brief und jede Postkarte bringt Licht in die Gefängnisse und zeigt zugleich den Repressionsbehörden, dass Mauern, Beton, Stahl und Stacheldrath niemals die Freiheit übertönen werden.
Freiheit für Mumia – Freiheit für Alle!