Heute, am 9. Dezember 2024 ist der 43. (!) Haftjahrestag des kämpfenden Gefangenen Mumia Abu-Jamal aus den USA. Vor 43 Jahren wurde er von dem Polizisten Daniel Faulkner niedergeschossen, von dessen Kollegen anschliessend schwer gefoltert und später auch noch im Krankenhaus geschlagen. Absurderweise wurde er allerdings für einen Mord an Daniel Faulkner angeklagt, für den es a) keine Beweise gibt und b) der von jemand anderem begangen wurde, wie nicht nur der Polizei bekannt ist.
Vor seiner Festnahme war Mumia Vorsitzender der afroamerikanischen Journalist*innenvereinigung gewesen und hatte sich als Reporter den Ehrentitel „Voice Of The Voiceless“ verdient, in dem er Rassismus, tödliche Polizeigewalt und korrupte Praktiken in der Sozialpolitik Philadelphias aus Sicht der Betroffenen schilderte, sie in großen Medien zu Wort kommen liess.
Er wurde 1982 in einem politischen Schauverfahren zum Tod verurteilt und verbrachte bis Ende 2011 in der Isolationshaft von Pennsylvanias Todestrakten. Der US Supreme Court erkannte an, dass sein Verfahren nicht fair gelaufen war und dass das Urteil nicht „rechtsstaatlich“ zu Stande gekommen war. Allerdings liessen sie ihn nicht frei oder wiederholten das Verfahren, sondern „begnadigten“ ihn zu „Death By Incarceration“ (DBI, Tod durch Einkerkerung = Lebenslänglich ohne Bewährung). Verschiedene Anläufe, sein Verfahren mit neuer Beweislage oder auch z.T. seit 1982 unterschlagenen entlastenden Beweisen neu aufzurollen, werden bis heute aktiv von der Justiz des US Bundesstaates Pennsylvania blockiert. Alle Beteiligten wissen: sollte Mumia noch einmal in einem Gerichtssaal vor Geschworenen sitzen und alles heute Bekannte entsprechend gewürdigt werden, käme er frei. Deshalb wollen sie die Entscheidung über ein neues Verfahren so weit wie möglich in die Länge ziehen und hoffen, dass er inzwischen an seinen alters- und haftbedingten schweren Erkrankungen stirbt.
Genau das wollen viele Menschen in den USA und anderen Ländern jedoch nicht akzeptieren. Mumia ist nicht nur ein brillianter Autor und Kommentator gesellschaftlicher Verhältnisse. Er ist fester Bestandteil der afroamerikanisch geprägten abolitionistischen Bewegung, die die seit der Kolonialzeit bestehende „White Supremacy“ in den USA auf allen Ebenen abschaffen wird. Trumps aktueller Wahlerfolg ist nicht von ungefähr eine agressive Trotzreaktion auf das untere Drittel des Landes, welches nie damit einverstanden war, den Rassismus und den Ausschluß von Teilhabe hinzunehmen.
In verschiedenen Redebeiträgen von Free Mumia Berlin und der Roten Hilfe ging es detailliert um die Masseninhaftierung im sog. „Land of the Free“, die gesellschaftliche Orndungsfunktion der Todesstrafe als rassistisches Terrorinstrument der Herrschenden, den Zusammenhang von Alter, Gesundheit und Haft, die sexistische Gewalt in föderalen Frauengefängnissen, den Widerstand der momentan ca. 1,8 Millionen Gefangenen und die konkrete Frage, was von außerhalb der Gefängnisse gemacht werden kann, um die reale Abschaffung der Sklaverei in den USA zu erreichen. Einige der Redebeiträge sind als PDF in einem Bericht auf Indymedia beigefügt.
Vor Ort wurden auch Postkarten an Mumia und Leonard Peltier geschrieben und laute Parolen gerufen, die die 30 Teilnehmenden auf dem Pariser Platz fast mehr erschienen liessen, als es waren.
Am Ende machten wir ein Soli-Foto für Mumia und seine Unterstützer*innen in den USA. Mumia selbst sprach über eine Aufnahme von Prison Radio über seine neueste Buchveröffentlichung, den Anti-Knast-Reader „Beneath The Mountain“.
Am Sonntag, den 12. Januar 2025 wird Jennifer Black, Mumias Genossin und Co-Herausgeberin von „Beneath The Mountain“ in Berlin sein. Sie wird das Buch vorstellen und über den Abolitionismus in den USA berichten. Die Veranstaltung wird in english und deutsch sein und im Mieterladen, Kreutzigerstr. 23 in 10247 Berlin-Friedrichshain (U5-Samariterstr) stattfinden.
We Want Mumia FREE FREE FREE – We Want Mumia FREE FREE FREE !
Brick by Brick, wall by Wall – Free Mumia – Free Them All !