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Am 23.07.2020 starb Ferhat Mayouf im Alter von 36 Jahren im Knast Moabit an einer Rauchvergiftung. Für uns steht fest: Das war Mord! Mord durch diesen Staat und seine rassistischen Institutionen.
Ferhat wurde wegen eines belanglosen Diebstahlvorwurfs festgenommen. Weil er keinen sicheren Aufenthalt hatte, kam er in U-Haft. Dort wurde er 23 Stunden am Tag in seiner Zelle eingesperrt. Seine Hilferufe nach medizinischer und psychologischer Versorgung wurden ignoriert. Stattdessen erfuhr er Demütigungen und Gewalt. Am Abend des 23.07. brach in seiner Zelle ein Feuer aus. Ferhat schrie um Hilfe. Anstatt schnell die Tür zu öffnen und ihn da rauszuholen, warteten die Wärter auf das Eintreffen der Feuerwehr. Zwanzig Minuten lang wurde er in seiner versperrten Zelle dem Feuer ausgeliefert. Zwanzig Minuten, die Ferhat das Leben gekostet haben.
Ausgegrenzt:
Im Knast landen vor allem Menschen, die von Armut, Rassismus, Abschiebungen, Wohnungslosigkeit, traumatischen Biographien und psychischen Krisen betroffen sind. Jene, die vor Krieg, Folter und Armut fliehen mussten, mit der Hoffnung auf ein besseres Leben. Aber auch jene, die ohne Ticket mit den Öffis gefahren sind oder sich notdürftig mit informellen Jobs oder Kleinkriminalität über Wasser halten.
Kriminalisiert:
Das bloße Dasein dieser Menschen wird kriminalisiert. Dafür nutzt der Staat unterschiedliche Mittel, zum Beispiel das Aufenthaltsrecht, um Menschen zu illegalisieren, oder die Polizei, die arme, rassifizierte Menschen, Obdachlose und Drogennutzer:innen von öffentlichen Plätzen vertreibt. Soziale Probleme, die der Kapitalismus hervorbringt, löst der Staat mit Gewalt, indem er die davon Betroffenen bekämpft und den Wohlstand und die Macht einiger Weniger schützt.
Kriminalisierung trifft aber nicht nur Arme und Marginalisierte, sondern auch all jene, die sich organisieren und für eine andere Gesellschaft einstehen. Genoss:innen aus der antifaschistischen, palästinasolidarischen, kurdischen, Klima- oder Antikriegsbewegung werden gnadenlos vom Staatsschutz gejagt, vor Gericht gezerrt und eingesperrt. So auch die Genossen Mehmet Karaca und Nanuk, die seit Monaten in der JVA Moabit sitzen.
Ermordet:
Wir sprechen von Mord, weil Menschen durch den Knast systematisch zum Tod gedrängt werden. Erniedrigung, Verelendung, fehlender Schutz, Gewalt und Folter sind dort Teil des Alltags und der Struktur. Zugleich ist das Suizidnarrativ ein beliebtes Mittel der Justiz, um jegliche Verantwortung oder gar aktive Mitschuld am Tod von Gefangenen abzustreiten.
Sie haben Ferhat Mayouf der Freiheit beraubt und ihn dann gegen seinen Willen sterben lassen. Das war Mord!
Am fünften Jahrestag dieses tödlichen Zellenbrands wollen wir erneut auf die Straße gehen, um Ferhat Mayouf zu gedenken und gegen die Verhältnisse zu protestieren, die zu seinem Tod geführt haben. Wir werden Mehmet Karaca, Nanuk und allen anderen Gefangenen in Moabit zeigen, dass wir sie nicht alleine lassen. Wir lassen nicht zu, dass der Tod von Ferhat in Vergessenheit gerät.
Kommt mit uns auf die Straße: Am 23.07.2025 um 18 Uhr am U-Bahnhof Turmstraße!
Kein Vergeben, kein Vergessen